Körperorientierte Psychosomatik und Psychotherapie
Für die meisten Menschen hat der Begriff der Psychosomatik oder Psychotherapie einen unangenehmen, manchmal auch bedrohlichen Beigeschmack.
Und, dies ist, wie ich finde, vollkommen berechtigt.
Zeugt es doch von einem gesunden Bedürfnis unsere eigene Identität zu schützen.
Schließlich erweckt der Begriff der Psycho-therapie ja den Eindruck, dass da jemand außen besser über uns selbst Bescheid weiß als wir selbst.
Und - möglicherweise sind wir seinem Handeln schutzlos ausgeliefert.
Vielleicht widerspricht es auch unserem tiefsten inneren Gefühl, das kein Fremder an unserer Seele "herumdoktoren" sollte.
Demgegenüber ist es z.B. mit dem Begriff des Coaching oder der Seelsorge etwas anders gelagert. Hier geht es mehr um das Zuhören, Verstehen und Unterstützen. Leider haben wir in unserer modernen Welt beides voneinander getrennt. Ebenso wie wir den Geist vom Körper trennen, als ob es einen Menschen ohne Körper und einen Körper ohne Seele (oder psychologisch ausgedrückt ohne Selbst) gäbe.
Zum Glück belehrt uns die moderne Neurobiologie und Psycho-Neuro-Immunologie (PNI) eines Besseren. Gedanken und Gefühle benutzen Hormone und Muskeln, um sich bemerkbar zu machen. Genauso wie Hormonveränderungen, z.B. bei Schilddrüsenerkankungen oder in den Wechseljahren (die es ja übrigens auch bei Männern gibt), Gefühle und Wahrnehmungen verändern. Wenn unsere Kopfhaltung immer nach unten gerichtet ist und wir nun den Boden anschauen, werden wir wahrscheinlich depressiv. Oder sind wir depressiv und deswegen schaut unser Kopf nach unten?
Ist das dann psychisch? Oder psychosomatisch? Oder "nur" körperlich?
Benötigt es dann eine Psychotherapie oder eine Körpertherapie?
Oder nicht besser eine Unterstützung für Körper-Geist und Seele?
Sie sehen die Frage ist rhetorisch.
Moderne Psychotherapie, so wie ich sie verstehe, berücksichtigt beides. Sie ist vor allem geprägt von Respekt und Wertschätzung gegenüber dem Klienten. Der Therapeut ist, wie der Arzt, ein Fachkundiger, jemand der sich mit der Psyche, den Verbindungen von Gefühlen und Körper, den Widersprüchen zwischen Denken, Fühlen und Handeln, mit Ohnmacht oder Hilflosigkeit und mit vielleicht zunächst unerklärlichen Emotionen, auskennt.
Aber er weiß auch um die übergeordneten Zusammenhänge und die Kenntnisse der modernen Neuropsychologie und Genetik
Im modernen Verständnis ist der Psychotherapeut Unterstützer, Berater, Erklärer und, um ein Beispiel zu verwenden, Scout.
Er kennt das Gelände und das Zusammenspiel zwischen Körper, Gefühlen und Seele. Er kann Ihnen helfen Ihre eigene Welt zu entdecken und zu erkunden.
Denn nur das, was wir wahrnehmen und verstehen, können wir verändern und so zu mehr Zu-Frieden-heit gelangen.
Manchmal ist Psychotherapie wie Geburtshilfe, denn erst wenn wir uns selbst entdecken können wir mit uns selbst in Einklang und Frieden sein.
Was unterscheidet Psychotherapie von Coaching?
Nun, die Wichtigste Unterscheidung ist die zwischen Therapie und Beratung. Dies hat vor allem etwas mit unserem Gesundheitssystem und der Finanzierung von Behandlungen durch Krankenkassen zu tun. Insofern ist Psychotherapie ein Begriff der primär die Behandlung einer „Krankheit“ im Sinne der Krankenversicherungen von einer mehr allgemeinen Beratung oder Seelsorge abgrenzt.
Wann ist Psychosomatik und Psychotherapie sinnvoll?
Je nachdem, wie wir Psychotherapie verstehen, können die Voraussetzungen sehr unterschiedlich sein.
Die typischen Gründe für Psychotherapie in unserem Gesundheitssystem im engeren Sinn sind z.B. Depression, Angst- oder Panikattacken, Essstörungen, Burn out und psychosomatische Erkrankungen.
Darüber hinaus sind natürlich die dahinterstehenden inneren Fragen oder Konflikte, bevor sie zum Symptom z.B. einer Depression oder Angststörung führen, für eine Psychotherapie geeignet.
Im Übergang bei nicht als Krankheit zu bezeichnenden Symptomen kann Psychotherapie vor allem helfen sich selbst besser zu verstehen, für sich selbst angemessen zu sorgen, Konflikte auf gute Weise zu lösen und letztlich, auch bei widrigen Umständen, wieder mehr Glück zu empfinden und das eigene Leben authentischer zu leben.
Welche psychotherapeutischen Richtungen gibt?
Als Erfinder der klassischen Psychoanalyse gilt der Wiener Neurologe und Psychiater Sigmund Freud. 1900 erschien Freuds erste große Abhandlung zu der von ihm erfundenen Psychoanalyse, die „Traumdeutung“. Aber auch die Psychoanalyse ist ein Kind ihrer Zeit und vom Zeitgeist geprägt, im Vordergrund stand zu Beginn die Erklärung der menschlichen Psyche durch das Triebmodell.
Seither hat sich die Psychoanalyse in vielfältige Richtungen weiterentwickelt. Neue Ansätze und Erkenntnisse haben ein besseres Verständnis der menschlichen Psyche, unserer Emotionen und unseres Verhaltens ermöglicht. Im Rahmen dessen sind viele weiteren Therapierichtungen und Untergruppierungen entstanden.
Im Wesentlichen unterscheiden wir in der Psychotherapie heute 3 Bereiche:
- Klassische Psychoanalyse
Die klassiche Psychoanalyse beruht in der Basis noch auf dem Verständnismodell Sigmund Freuds. - Tiefenpsychologie und tiefenpsychologisch orientierte Psychotherapie.
Die Tiefenpsychologie verschiebt das Verständnis der menschlichen Psyche im Wesentlichen auf die frühen Erfahrungen in der Kindheit und die Beziehung zu Eltern und Geschwistern. Sie nimmt an, dass uns frühe Erfahrungen prägen und zu unbewussten Einstellungen und Annahmen führen. Hierzu bestätigen die neueren Forschungen wie frühe Erfahrungen z.B. unseren Umgang und unsere Empfindlichkeit für Stress prägen. Ziel der Therapie ist es die Zusammenhänge bei sich selbst zu entdecken, zu verstehen und dann ändern zu können. Auch hier helfen die Ergebnisse der neurobiologischen Forschung, denn das Gehirn bleibt bis ins hohe Alter lernfähig! Der Therapeut hat hier mehr die Funktion eines fachkundigen "Begleiters" der dem Patienten hilft sich in sich selbst besser zurecht zu finden, alte Barrieren zu erkennen und Ballast abzubauen. - „ Psychologische“ Verfahren wie z.B. Verhaltenstherapie, Gesprächstherapie.
Vereinfacht, geht es bei diesen, mehr pädagogisch ausgerichteten Verfahren, darum Verhalten zu ändern. Die Gründe für das Verhalten sind für diese Behandlungen oft nachrangig. - Zusätzlich etabliert ist die Traumtherapie als ein übergeordnetes Therapiefeld in dem ergänzend zur Psychotherapie verschiedene Verfahren, wie z.B. EMDR oder Aufstellungen angewendet werden.
Daneben haben sich, besonders im Bereich Beratung und Coaching, vielfältige andere Verfahren, die unterschiedliche Aspekte der oben genannten Bereiche integrieren, wie Systemische Therapie, Aufstellungsarbeit ("Familienstellen"), Gestalttherapie, Hypnotherapie, NLP, Focusing, Transaktionsanalyse, und viele andere entwickelt.
Meine Arbeit basiert im Wesentlichen auf der Psychodynamik (Tiefenpsychologie) und ich integriere u.a. Methoden des Focusing, der Teilearbeit und der Systemischen Therapie (Aufstellung).